Motorüberholung

alles rund um den 650er Motor
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Loox11
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Motorüberholung

Beitrag von Loox11 »

Hallo,

leider muss ich gezwungenermaßen den Motor meiner Tengai überholen. Die Ausgangswelle des Getriebes ist abgedreht und ein aufgeschweißtes Ritzel vom Vorbesitzer hält aufgrund des gehärteten Stahls nicht lange. Darum muss eine gebrauchte Austausch-Welle verbaut werden. Außerdem ölt der Motor stark, was ich auch versuche damit zu beheben.

Nun hab ich ein paar Fragen:

1. Welche Bauteile sollte ich auf jeden Fall austauschen? Gibt es zum Beispiel eine Anleitung, in der beschrieben ist, bei welchen Schrauben es sich um Dehnschrauben handelt? In meiner Reperaturanleitung wird auch empfohlen, auf jeden Fall alle Seeger- und Sicherungsringe zu tauschen. An was sollte ich noch denken?

2. In meiner Reperaturanleitung (bucheli) ist beschrieben, dass die Kurbelwelle nur mit Kawasaki-Spezialwerkzeug (57001-1174) wieder eingebaut werden kann. Aber wenn ich mit der Ausgangswelle nur Teile des Getriebes verbaue, könnte ich die Kurbelwelle verbaut lassen, oder?

3. Ist der Motordichtsatz von Athena bei diversen Händlern in Ordnung?

4. Ich spiele mit dem Gedanken, wenn der Motor sowieso draußen ist, einen Übermaßkolben einzubauen. Würdet ihr mir das nahelegen? Der Motor hat jetzt ca 82k auf der Uhr. Nur Kolbenringe macht wahrscheinlich nicht so viel Sinn oder? Und wenn ja, kann mir jemand eine entsprechende Firma empfehlen?

Ich hoffe das sind nicht zu viele Fragen in einem Thread, aber vor der ersten Motorzerlegung macht man sich doch seine Gedanken :razz:

Danke und viele Grüße, Elias
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Tengai92
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Tengai92 »

hallo,
eine Motorüberholung ist kein Hexenwerk.
Als erstes besorgst du dir aber bestenfalls ein Original-Werkstatthandbuch !!! für dein Modell,
oder du fragst hier noch mal nach der lektorierten Gesamtausgabe. Mit etwas Lesezeit findest du auch den richtigen Kontakt.
Darin wirst du dann alle Kontrollmaße, Verschleißgrenzen und wichtige Hinweise usw. finden.

Ein Übermaßkolben ist dann auch schon die richtige Idee für den Aufwand, der bei einer Motorrevision anfällt.

Viel Erfolg.
1-KLR650 B i.MixLook A+B+C bzw. als TengaiRückbau->>sucht neuen Fahrer
(2-Die "Wiedererweckte Rote", KLR650A, B-Motor mit Wössner) ausgewandert
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Chef »

Loox11 hat geschrieben: 12.04.2023, 16:30 ...
Ich hoffe das sind nicht zu viele Fragen in einem Thread, aber vor der ersten Motorzerlegung macht man sich doch seine Gedanken :razz:
...
Besser vorher fragen, als nachher festzustellen "oh, ich hätte noch dies und das machen können/sollen". ;D

1. Dehnschrauben sind da keine verbaut. Die kannst Du im Zweifel alle wiederverwenden. Bei der Polradschraube scheiden sich die Geister - für ein ruhiges Gewissen kann man ja eine neue verbauen - ich persönlich halte das nicht für zwingend notwendig.
Genau so mit den Seeger- und sonstigen Sicherungsringen. Sind die nicht beschädigt oder verbogen etc., kann man die alle wiederverwenden (wenn man die beim Ausbau zumindest nicht mehr als nötig öffnet oder schließt :rolleyes: )

2. Kurbelwellenspezialwerkzeug braucht man bei vorsichtigem Umgang mit der KW nicht. Du willst die KW selber ja nicht zerlegen, oder?
Wenn Du ohnehin nicht komplett zerlegen willst, sondern nur bis zum Getriebe - lass' die KW drin.

3. Dichtsätze von Athena habe ich auch schon benutz, konnte da (bis auf die grobe Passform) nix Negatives feststellen. Wenn man die Dichtflächen vorher schön säubert, tun auch Athena-Dichtsätze ihren Dienst.

4. Übermaßkolben und Zylinderschleifen würde ich bei 82tkm auf dem Originalkolben/-Zylinder auf jeden Fall machen, es sei denn, es kommt bei der Zerlegung schon ein Übermaßkolben zum Vorschein. Sieht man dann.

5. Auf jeden Fall würde ich die Ventile mindestens Einschleifen, wenn nicht sogar den Kopf komplett überholen lassen. Du wirst dich wundern, was da an Ölkohle drin hängt. Bei manchen Ventilen habe ich mich schon gewundert, dass der Motor überhaupt noch damit lief :rolleyes:
Dabei werden dann auf jeden Fall auch gleich neue Ventilschaftdichtungen installiert (müssten bei den Komplettdichtsätzen mit dabei sein).


Und mit der Aussage zum WHB hat Tengai92 auch völlig recht: die bucheli-Reparaturanleitung ist per se ganz ok, aber da stehen mehrfach falsche Drehmomentangaben drin! Das ist also sehr mit Vorsicht zu genießen. Zumindest die Ölablassschraube haben sich ettliche KLR-Fahrer ruiniert, weil die dafür angegebenen 40Nm schlichtweg viel zu hoch sind und es tatsächlich eben nur 23Nm sind... :nein:


Viel Erfolg!


Gruß Chef
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Bäm »

Da wäre noch die Sache mit dem Doo hinzuzufügen...
Und immer erst zerlegen, Teile auf Verschleiß/Beschädigungen sichtprüfen/vermessen und dann Teile bestellen - sonst fehlt entweder was oder es sind noch so viele gute Sachen übrig, dass man damit noch einen zweiten Motor überholen könnte und das artet dann bestimmt aus...
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Loox11
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Loox11 »

Dann schau ich mich als Erstes mal nach einem originalen WHB um und studiere das nochmal im Voraus.
Chef hat geschrieben: 12.04.2023, 19:39 5. Auf jeden Fall würde ich die Ventile mindestens Einschleifen, wenn nicht sogar den Kopf komplett überholen lassen. [...]
Danke für die ganzen Tipps, speziell an den Kopf hatte ich noch gar nicht wirklich gedacht...!
Bäm hat geschrieben: 12.04.2023, 21:50 Da wäre noch die Sache mit dem Doo hinzuzufügen...
Und immer erst zerlegen, Teile auf Verschleiß/Beschädigungen sichtprüfen/vermessen und dann Teile bestellen - sonst fehlt entweder was oder es sind noch so viele gute Sachen übrig, dass man damit noch einen zweiten Motor überholen könnte und das artet dann bestimmt aus...
Doo hab ich vor ca. 500km getauscht. Dann ist die Schweißnaht gerissen und ich hatte keinen Vortrieb mehr :roll:.
Das mit dem Überprüfen ist ein guter Hinweis, so werde ich es wohl machen :bindafür:
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Re: Motorüberholung

Beitrag von jo-sommer »

Chef hat geschrieben: 12.04.2023, 19:39
5. Auf jeden Fall würde ich die Ventile mindestens Einschleifen, wenn nicht sogar den Kopf komplett überholen lassen. Du wirst dich wundern, was da an Ölkohle drin hängt. Bei manchen Ventilen habe ich mich schon gewundert, dass der Motor überhaupt noch damit lief :rolleyes:
Dabei werden dann auf jeden Fall auch gleich neue Ventilschaftdichtungen installiert (müssten bei den Komplettdichtsätzen mit dabei sein).

Dichtigkeitsprüfung machen für die Ventile und Ölkohle drinlassen... verkleinert den Brennraum und steigert die Kompression (duck und weg...). :D :twisted: :mrgreen:

Bei > 80K km könnte man sich überlegen, nur die Schaftdichtungen zu wechseln und die Ventile zu lassen wie sie sind (wenn sie dicht sind!) Neu einschleifen und die ganze Ventilspieleinstellerei geht von vorne los, bei 80K haben die sich schön gesetzt und das Spiel bleibt so langsam gleich (mein alter Kopf hat von 86K bis >140K keine Shims mehr gebraucht). Wen die Ölkohle stört kann ja mit nem Bürstchen ran.

Solange auch noch die Nockenwellen / Lager etc. gut sind finde ich das nicht zwingend, den Kopf komplett zu machen.

Wäre noch das Thema Übermass: Es gibt ganz nette Angebote zum Aufbohren inkl. Wössner-Kolben im Netz, z.B. Weber Metallmanufaktur in Eberdingen, für 329,- € in der Kleinanzeigen Bucht, hab da saubere Arbeit bekommen. Ist bei ner Revision bei der Laufleistung sicher empfehlenswert und der zum erforderlichen Übermaß passende Wössner kommt mit. Lediglich das Stoßspiel der Ringe muss beim Zusammenbau eingestellt werden.

Gruß Jo

(je länger ich hier wieder mehr mitlese ... - vielleicht mach ich die Sau doch noch mal)
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Chef »

jo-sommer hat geschrieben: 13.04.2023, 11:02 ...
(je länger ich hier wieder mehr mitlese ... - vielleicht mach ich die Sau doch noch mal)
...mussu machen - wegen Seelenheil und so... ;D

Die Kupplungsscheiben solltest du dir genau ansehen, wenn die noch nicht gewechselt wurden. Denn nach 80tkm kommen die vermutlich auch demnächst (wenn's noch die ersten sind) und dann musst du in Kürze nochmal dran. Bietet sich an, wenn der Motor eh nahezu vollzerlegt wird.


Gruß Chef
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Re: Motorüberholung

Beitrag von haschek »

Erstmal kucken. Weiß ja keiner, was während der 80K schon alles gemacht wurde.
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Loox11 »

Soo,

ich habe nun endlich Zeit gefunden den Motor auseindanderzunehmen.
War auf jeden Fall die richtige Entscheidung.

Als ich den Ventildeckel abgenommen habe viel mir schon auf, dass dort sehr viel Silikon verwendet wurde um diesen abzudichten. Der war auf jeden Fall mal offen, wahrscheinlich um das Ventilspiel einzustellen. Mir graute es schon. Hatte schon von einigen Motoren gehört, für die zu viel Silikon das Todesurteil war. Es lösen sich nämlich immer kleine Stückchen, gelangen in den Ölkreislauf und verstopfen dann irgendwann den Ölfilter.
Bei mir sah der so aus:
IMG_20230816_140747451.jpg
Ölfluss wahrscheinlich schon etwas gehemmt, aber nochmal Glück gehabt.

Weiter ging es dann zum Ventilkopf. Dieser ist schon verkokt, aber da hab ich zu wenig Erfahrung um das beurteilen zu können. Normal? Noch gerade so im Rahmen? Viel zu viel?
IMG_20230815_151156400.jpg
Auf der anderen Seite das Kolbenbild:
IMG_20230814_164948964.jpg
Was kann man dazu sagen?

Der Zylinder wird im Moment aufgebohrt (0.5mm) und es gibt einen neunen Kolben.

Da ich die Getriebeausgangswelle austauschen musste, habe ich den Motor weiter geöffnet. Beim Trennen der beiden Motorseiten ist die Kurbelwelle an der abzuhebenden Seite hängengeblieben. Das hat mich etwas verwundert, da diese ja eigentlich fest im Lager gepresst sitzen sollte, oder?
Dichtmasse war zwischen den beiden Teilen so gut wie gar nicht mehr vorhanden, was den öligen Motor erklärt.
Kupplung hab ich überprüft, die wurde wahrscheinlich schon mal irgenwann gemacht, da waren die Maße alle im Rahmen.

Den Ventilkopf muss ich wohl auf jeden Fall noch säubern und die Ventile einschleifen. Dann wird wieder zusammengebaut und gehofft, dass er wieder läuft ^^
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Re: Motorüberholung

Beitrag von Chef »

Dass an dem Ölsieb so viel Schmodder hängt, ist normal.
Sind einerseits kleine Silikonreste von Dichtungen aber zumeist ausgebrochene Gummistückchen von den gummierten Zahnrädern.
Wird sich also nie ganz vermeiden lassen.

Dass zwischen den beiden Kurbelgehäusehälften kaum Dichtmasse zu sehen ist, ist normal. Da braucht's "so gut wie nix". ;)
Die Ölsauerei dürfte woanders herkommen. :lupe:

Die Kurbelwelle sollte aber beim Trennen der Gehäusehälften in der rechten Gehäusehälfte verbleiben... keine Ahnung was Du da gemacht hast :nixweiss:
Bisschen verkantet vielleicht?
Jedenfalls ist die Kurbelwelle nicht ins rechte Lager "fest verpresst", wie Du schreibst.
Die KW kann man da locker von Hand rausziehen, wenn rechtsseitig der Primärantrieb etc... gelöst wurde.

Kopf und Kolben sehen den > 80tkm entsprechend ganz manierlich aus. 1. Übermaß ist aber sicher kein Fehler.

Ventile einschleifen, auf Dichtigkeit prüfen und das Ganze wieder zusammengebaut - sollte laufen ;D


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