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Kein stabiler Öldruck

Verfasst: 16.01.2015, 21:10
von Tomyknocker
Hallo,
habe ein Problem mit meiner KLR, nachdem ich die KLR nach einem Pleuellagerschaden abgemeldet habe lief mir eine ZRX 1100 über die Füße, die ich auch noch fahre.
Habe in der Zwischenzeit die Kurbelwelle ersetzt und die KLR letztes Jahr wieder angemeldet. Die Freude am Fahren blieb mir aber nicht sehr lange, als mir nach 500 km beim durchbeschleunigen bei ca. 6000 U/min die Kiste ausging und fortan elendig klapperte.
Beim Zerlegen stellte ich dann fest, dass der ca. 3500 km gefahrene Wössner Kolben gefressen hat und die Laufbuchse gerissen ist (mein voriger Wössner hat ca. 11000 km gehalten, bis er ca. 0,3 mm geschrumpft ist und entsprechende Geräusche produzierte und Öl verbrannte).

Also den Motor mal wieder ausbauen, komplett zerlegen und reinigen. Dann kahm ein guter gebrauchter Kawasaki Kolben mit passendem Zylinder drauf und bei der Gelegenheit hab ich auch gleich das Getriebe getauscht, da die Verzahnung der Ausgangswelle nicht mehr so gut war.
Nach dem Zusammenbau lief und läuft der Motor wunderbar ohne störende Nebengeräusche, aber vor der ersten Ausfahrt wollte ich erst einmal den Öldruck prüfen.

Und hier kommen wir nun zu dem Problem:
der Motor baut keinen stabilen Öldruck auf, der Zeiger des Manometers zappelt lustig zwischen 0 und 1 bar herum, wobei der Anteil um 0 bar überwiegt.
Der geforderte Öldruck von 2 … 2,5 bar bei 4000 U/min wird bei weitem nicht erreicht.
Also ist wahrscheinlich die Ursache für die vorherigen Defekte gefunden.

Daraufhin habe ich folgende Arbeiten durchgeführt:

Simmering der Kurbelwelle erneuert
Überdruckventil Kugel eingeläppt, bis 6 bar ist das Ventil dicht
Anderes Motoröl probiert: vorher 10W40 Louis, nachher 20w50 Castrol
Ölstand zwischen min und max variiert
Ölpumpe ersetzt durch sehr gut erhaltene Gebrauchte
Ölsieb ist sauber
Öldruck ohne Ölfilter gemessen
Sämtliche Dichtungen erneuert
Ölkanäle optisch auf Risse kontrolliert (kann auch etwas übersehen haben)

Bisher alles ohne Erfolg, der maximal angezeigte Druck wurde zwar etwas höhen, aber immer noch Einbrüche im Öldruck. Auffällig ist, das der Druck bei vorgefülltem Ölfiltergehäuse bei einem kleinen Gas stoß sofort nach dem starten mit kaltem Öl auf gut 5 bar ansteigt aber dann sofort auf 0 bar einbricht.
Inzwischen lasse ich den Motor für versuche nicht mehr laufen, sondern kontrolliere mit entfernter Zündkerze bei Starterdrehzahl. Hier erreiche ich kurzzeitig ein Druck von ca. 1,5 bar, dieser fällt aber nach gewisser Zeit auch ab. Wenn ich einen durchsichtigen schlauch an der Schraube zum Ölkanal anschließe sieht man dort mal große und auch kleine Luftblasen im Öl. Die geförderte Ölmenge ist, wohl wegen der Luft, nur sehr gering. Meine Vermutung ist, dass die Ölpumpe an der Saugseite Luft zieht, dort finde ich nur keine Fehler im System.

Hier habe ich auch ein kleines Video gedreht, wo man den abfallenden Öldruck gut sieht.

Da mir so langsam die Ideen ausgehen was ich noch alles probieren kann, wäre ich über hilfreiche Denkanstöße sehr dankbar.

Gruß

Thomas

Verfasst: 17.01.2015, 10:36
von Rattfield
na hi! wo misst du den öldruck den? du müsstest ja so messen das dir das öl nicht irgendwo abhaut. vielleicht hats dir die dichtung zerschossen von der ölpumpe. diese große flache. vielleicht gibt es irgendwo einen riss? oder die pumpe an sich ist hinüber. hast du mal versucht das spiel zu messen? viele pumpen haben derbe riefen, was ja bei den partikeln vorm primärsieb kein wunder ist. dein video kann ich leider nicht sehen. wenn du das bei youtube hochschieben könntest wäre das für viele besser.

Verfasst: 17.01.2015, 12:24
von Tomyknocker
Hallo, den Öldruck messe ich unten rechts unterhalb des Ölfilters, dort ist die Leitung die von der Ölpumpe über das Überdruckventil zum Ölfilter geht. Also so, wie im WHB beschrieben.
Die große Dichtung hinter der Ölpumpe ist neu und die "neue" Pumpe hat nur sehr feine Riefen im Vergleich zur alten.
Das Spiel der Pumpe habe ich gemessen, da für die KLR keine Toleranzen angegeben sind, habe ich sie mit denen einer XT Pumpe verglichen, wo ich weit drunter bin.
Nach Rissen habe ich Ausschau gehalten, konnte nur keine finden.
Werde gleich versuchen das Video auf YouTube hochzuladen.

Verfasst: 17.01.2015, 12:45
von Tomyknocker
So, habe das Video nun auf YouTube Hochgeladen

http://youtu.be/E6JFuuegAw4

Verfasst: 17.01.2015, 22:28
von Chef
Hmm, interessantes Problem hast Du da.

Ich kann nachvollziehen, dass Du Folgeschäden vermeiden willst, aber ich glaube, Du machst dir einfach einen zu großen Kopf bzw. versteifst dich zu sehr auf das Testergebnis bei Startumdrehungen.

Ohne jetzt ein "Öldruckprofi" zu sein, oder gar ein 600er Spezialist, folgende Anmerkungen von mir:

- Ich halte es nicht für sinnig nur bei (geschätzten) 100 U/min den Öldruck zu testen, zumal das von dir anvisierte Testergebnis zwischen 2-2,5 bar liegen sollte, allerdings bei 90°C Öltemperatur und 4000 U/min!
Was heißt mit und ohne Ölfilter getestet? Wenn Du das Bypassventil im Ölfilter weg lässt, hat das vermutlich ja auch Auswirkungen auf dein Testergebnis.
- Die Ölpumpe der 600er hat die gleiche Teile-Nr., wie die der 650er, sprich, die Ölpumpe ist die gleiche. Sicher. Hab's nachgeschaut.
Im WHB der 600er steht tatsächlich eine Öldruckangabe von 2-2,5 bar.
Im WHB der 650er A steht hingegen 0,8-1,5 bar (was ja deinem Drucktest in etwa entspricht).
An der Stelle frage ich mich, warum ein und die selbe Ölpumpe an der 600er rund 1 bar mehr liefern soll?
Sind die Antriebsritzel im Durchmesser unterschiedlich, damit eine höhere Umdrehungsgeschwindikeit der Ölpumpe und damit ein höherer Öldruck erzeugt werden soll? - Ich weiß das jetzt nicht und glaube auch nicht dran, deshalb stell' ich das mal ganz mutig in Frage 8)

Thema Luftblasen:
Da habe ich eher den Verdacht, dass dein Testaufbau (transparenter Schlauch) nicht ganz Luftdicht ist und dass da Luft "gezogen" wird.
Wenn die Ölpumpe vollständig unter Öl steht - woher soll die denn Luft ziehen?
Da wäre sonst eine Untichtigkeit zwischen Ölpumpe und Messabnahmepunkt zu vermuten.
Da fällt mir nur die Kupplungsdeckeldichtung ein bzw. dass die Dichtflächen was haben, wenn Du Risse oder Verunreinigungen in den Ölkanälen ausschließt.
Ansonsten ist der Weg vom "Druckerzeuger" bis zum Messabnahmepunkt ja nicht weit.
Wobei die angesprochenen Verunreinugungen jetzt eher zu einer verminderten Durchflussmenge führen würden und nicht zum kompletten Öldruckverlust.
Das wäre nur denkbar, wenn so'n Partikel vor einer Engstelle "schwebt" und bei Druckaufbau zum Komplettverschluss führen würde.
Da die Ölpumpe ja aber dauerhaft (wenn auch schwankend) Öldruck liefert, dürfte sich der Verschluss erst bei Motorstillstand lösen.
Aber ich gehe mal davon aus, dass Du beim Zusammenbau die ganzen Ölkanäle mit Druckluft durchgepustet bzw. die Durchlässigkeit getestet hast.
In deinem Video sieht's auch nicht zwingend danach aus, da Du ja ununterbrochen orgelst.

Ich würde an deiner Stelle Öl bis etwas unter max. einfüllen (welches ist egal, da die Sorte auf den Öldruck nur marginale Auswirkungen haben dürfte) den Ölfilter samt Bypassventil-Röhrchen (wie heisst den das Ding eigentlich korrekt? :gruebel:) einbauen, das Öl ordentlich warmfahren und dann nochmal bei 4000 U/min. einen Drucktest machen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Schwankungen nicht mehr so groß sind.
Und selbst wenn dann nur ein knappes bar rauskommen sollte - würde ich akzeptieren. Die 650er Motoren laufen damit schließlich auch.

Aus Erfahrung kann ich dir folgendes sagen:
Wird ein 650er Motor mit (viel) zu wenig Öl gefahren (hat ja dann auch keinen konstanten Öldruck mehr), verrecken als erstes die Nockenwellenlager.
Ich hatte so einen Motor mal auf dem Tisch.
Die konstruktive Nähe zum 600er Motor (auf dem der 650er Motor ja basiert) lässt da m. E. schon gewisse "Rückschlüsse" zu.
Da Du mit keinem Wort eingelaufene Nockenwellenlager erwähnt hast, gehe ich davon aus, dass Du auch zu keinem Zeitpunkt ein echtes Öldruckproblem hattest - aber das ist bitteschön nur eine Vermutung von mir!
Wegen dem Kolben/Zylinderthema tippe ich eher auf thermische Probleme bzw. die etwas "verrufene" Zylinderbuchse der 600er...


So, ist dein Kopfkino jetzt ausreichend gefüllt? :D


Gruß Chef

Verfasst: 18.01.2015, 12:50
von Tomyknocker
Hallo Chef,

vielleicht habe ich mich ein bisschen verrannt, aber ich habe zu Beginn der Versuchsreihe den Öldruck bei laufendem Motor getestet.
Vielleicht war das Öl auch nur 70°, aber selbst da kam als Maximalwert bei 4000 U/min nur 1 bar herum, der Zeiger ist dann aber für mehrere Sekunden bei 0 und zappelt dann mal kurz zur 1. Wäre der Öldruck bei konstanter Drehzahl halbwegs konstant, auch wenn er unter 2 bar liegen würde, würde ich mir weitaus weniger Gedanken machen.
Ich hatte auch eine kleine zaghafte Testfahrt von ca. 10km gewagt, aber egal welche Fahrsituation, der der Öldruck ist nie konstant. Habe das Manometer so angebracht, dass ich während der Fahrt den Druck ablesen kann. Geschätzte 50 % der Zeit ist der Zeiger bei 0 und die restliche Zeit zappelt er umher. Wobei, je wärmer das Öl wird, desto träger der Zeiger.
Das Bypassventil lässt ja "einfach nur" ungefiltertes Öl durch, sobald der Ölfilter zu dicht ist und ohne ist der Druck einfach nur marginal geringer. Das hatte ich auch nur mal versuchsweise ausgebaut.

Ja, die 650er und 600er sind weitestgehend gleich aufgebaut, auch was den Ölkreislauf angelangt. Der einzige nennenswerte unterschied den ich kenne ist, dass die seitliche Bohrung der Hohlschrauben der Steigleitung bei der 600er 1,6 mm und bei der 650er etwa 1,9 mm ist. Die unterschiedlichen Ölleitungen im Zylinderkopf machen denke ich keinen Unterschied. Vielleicht sind auch manche Ölkanale im Durchmesser unterschiedlich. Ob das allerdings 1 bar unterschied ausmacht, weiß ich auch nicht. Aber in zu dem Thema gibt es im englisch sprachigem Raum einen Thread, der sich ausgiebig mit dem Thema Hohlschrauben und Verjüngungen in Ölkanälen und dessen Auswirkung bei der 650er befasst. Aber wieder back to topic.

Im Video ist der Ölstand bei max, aber sobald die Kiste nur leicht schräg nach links steht, "schwimmt" die Pumpe nicht mehr im ÖL.
Die Kupplungsdeckeldichtung ist neu und an den Dichtflächen erkenne ich keine Schäden, was nicht heißen soll, dass nicht doch irgendwo ein Haarriss sein könnte den ich übersehe. Hatte den Kupplungsdeckel gut 10-mal ab gehabt um dies und das zu testen, da hätten mir Verunreinigungen in dem Bereich auffallen sollen. Was den Teil hinter der Motorhälfte angelangt, wo das Öl angesogen wird, kann ich ohne erneutes zerlegen des Motors natürlich nicht beurteilen. Die Ölkanäle habe ich aber alle mit dem Kompressor durchgepustet.

Der Zylinderkopf hat, wie du schon vermutest keinen Schaden, was mich auch ein wenig "verwundert".

Der eigentliche Grund warum ich erst auf die Idee mit dem Öldruck messen gekommen bin ist, ich habe die letzten Kolben / Zylinder zu Wössner geschickt (habe dort bohren / hohnen lassen), die mir sagten es sei vermutlich mangelnde Schmierung die Ursache des Kolbenfressers gewesen. Es lässt sich nicht sagen ob der Kolbenfresser oder der Riss im Kolbenhemd zuerst da war.
Da ich eine zu geringe Ölmenge zu 100% ausschließen kann, bleibt fast nur die Schmierung des Kolbens durch das untere Pleuellager, welches Öl durch die Ölpumpe verabreicht kriegt und dank einer kleinen Einkerbung des Pleuels das Öl an der Zylinderwand verteilt.
Auch den Ölkanal durch die Kurbelwelle habe ich mit Druckluft durchgepustet um eine Verstopfung auszuschließen.

Habe mich inzwischen ziemlich in das Thema eingelesen, komme aber einfach nicht weiter.

Gruß Thomas

Verfasst: 18.01.2015, 14:19
von jd2012
Ich bin zwar auch jemand, der gern selber schraubt und sich ungern auf die Werkstätten verlässt, aber in so einem speziellen Fall würde ich mal beim :) nachschauen lassen. Vielleicht finden die ja viel schneller das Problem...

Ansonsten würde ich mir einen günstigen Ersatzmotor besorgen, und den als Grundlage neu aufbauen.

Wenn da wirklich feine Haarrisse drin sein sollten, wirst du die eh nicht finden. Dafür müsstest du ja alle Kanäle, Dichtungen und Übergänge einzeln auf Undichtigkeiten prüfen.

Verfasst: 18.01.2015, 14:38
von Chef
Bevor wir uns noch weiter in das Thema vertiefen, kurze Zwischenfrage:

Hast Du mal testweise einen kompletten anderen Kupplungsdeckel verbaut und einen Drucktest gemacht?


Gruß Chef

Verfasst: 18.01.2015, 15:46
von Nordlicht
Mach dir keinen Kopp, die Angaben im 600er WHB sind falsch.
Kawa nutzt dieselbe Pumpe von 1985 bis 2015 in der 600 sowie 650.
Der Öldruck liegt zwischen 0,8 und 1,5 bar.

Bist also voll im grünen Bereich.

Die Motoren brauchen keinen Druck, sondern Fluß. Gleiches Problem bei den Honda XR Motoren. Versuch mal Drücke unter 0,5bar zu messen. :evil:

Edith sagt es hat da schon Jemand aus einem anderen Forum eine Testreihe gefahren.


I installed a pressure gauge on the KLR today. The 0-60 psi gauge turned out not to have a high enough range. A 0-100 was installed and used for today's tests. The only testing completed was on the stock system. The warning light sensor was removed and the gauge/ hose installed...

OIL PRESSURE
RPM COLD FF MED HOT
1200 60 18 12 6
1400 62 18 14 7
1600 66 20 16 9
2000 70 22 19 10
2500 72 28 22 12
3000 72 30 24 14
3500 72 34 30 16
4000 72 40 32 17
4500 72 44 34 18
5000 72 44 38 19
COLD- Tested in 60 degree F weather. Engine cold.
FF- First Fan. Tested on the first fan cycling on and off. Fan started and stopped 4 times during test.
Cool down for 10 minutes. Took KLR for a short road trip of city streets and Freeway. 20 minute ride.
HOT- Normal operating temperature on oil and water. Test run after the short road trip.
Test was run on a 1989 KLR 685 with 550 miles on the Rotella T 15/40 oil. Oil level to the top of gauge glass. 60-62 degree ambient air temperatures during testing.
Oil pump spec’s from Factory Service Manual- 11 to 21 PSI @ 4000 RPM at 194 degrees F. Relief valve 62 to 85 PSI cold. Oil system proved on-spec at 72 PSI on the relief valve and 17 PSI oil pressure.

-Tom.

Verfasst: 18.01.2015, 16:39
von Rattfield
stimmt schon, druck entsteht da nicht wirklich in sonem klr motor. ist mehr ne förder-, als ne druckpumpe.
mein tipp zum abfallenden öldruck auf deinem video: die pumpe saugt nix mehr an. das öl ist überall, nur nicht im sumpf. bei langsamen drehzahlen nimmt die steuerkette viel öl mit nach oben, was sie bei hohen drehzahlen weniger macht. was den kolbenfresser bei dem wössner kolben angeht, tippe ich mal eher auf ein falsches kolbenlaufspiel. wäre auch nix neues.