ich zeige euch hier wie ich in meine KLR 650 C BJ 1997 einen Kickstarter der KLR 600 verbaue.
Vorab: Alles, was ich hier zeige und beschreibe ist von einem Hobbyschrauber gemacht. Nutzt diesen Post nicht als Tutorial sondern nur als Idee, wie das ganze gemacht wird. Nachmachen auf eigene Gefahr! Ich bin nicht für jegliche Schäden und Beschädigungen verantwortlich sondern derjenige, der den Umbau durchführt und/oder diesen nutzt
Es wird auch in die Fahrmechanik eingegriffen, da die Kupplung komplett ausgebaut und geändert wird. Seit ihr euch in dem Bereich nicht sicher, lasst einen Profi ran! Bei meinem Umbau habe ich auch die Bremsanlage geöffnet, um einen hydraulischen Bremslichtschalter zu verbauen, auch hier bei Unsicherheit einen Profi ranlassen! Es wird auch das Motoröl, der Ölfilter und die Kühlflüssigkeit abgelassen und erneuert und die Ölpumpe wird ggf demontiert, bei unsachgemäßem Handeln können Motorschäden entstehen!
Es wird für den Umbau spezielles Werkzeug benötigt wie einen Kupplungshalter oder ein allgemeines Kupplungshaltewerkzeug.
Neben den Kickstarter habe ich einen hydraulischen Bremslichtschalter verwendet, da der originale im Weg ist, und den mit Japanstecker ausgestattet. Dazu habe ich eine Crimpzange für Japanstecker verwendet.
Bei der Montage wird alles mit Montagepaste oder Motoröl bestrichen, damit nichts trocken läuft
An Material benötigt man folgendes:
- Kickstartwelle mit Ratsche, Kunststoffführung, Feder und einer Unterlegscheibe der KLR 600
- Zwischenzahnrad mit Unterlegscheiben der KLR 600
- Kickeranschlag der KLR 600
- Simmerring für die Kickerwelle: 92049-1048
- Kickerhebel der KLR 600
- Kupplungskorb, Kupplungsnabe der KLR 600 oder der KLR 650A
- Stahl- und Reibscheiben und Federn (ggf neue verbauen, die neuen Reibscheiben 24h vor Einbau in Motoröl einlegen, welches ihr auch fahren wollt)
- Nur bei Nutzung des KLR 600 Kupplungskorbes: Kurbelwellenzahnrad der KLR 600: 13097-1139, diese ist etwas kürzer übersetzt
- Papierdichtung Kupplungsdeckel, sonst klemmt der Kicker
- Dichtung für die Wasserpumpe (Papier oder Dichtmasse)
- Motoröl, Ölfilter, Kühlflüssigkeit
- Eine Möglichkeit den hinteren Bremslichtschalter umzubauen (siehe oben)
- Für KLR 650 E: Ein Kupplungsdeckel der A, C, Tengai oder der 600er, da der E-Deckel keine Bohrung für die Kickerwelle besitzt
Als erstes bereitet man alles für den Umbau vor, sprich, man macht sich platz, um vernünftig und sauber arbeiten zu können. Demontiert werden müssen die rechte Fußraste und der Bremshebel. Letzteres ist mit 2 Sicherungssplinten versehen, eine am Gelenk des Hebels selbst, der andere beim Hauptbremszylinder, diese erneuern. Zusätzlich habe ich den Auspuff und den Motorschutz demontiert.
Danach wird das Öl und das Kühlmittel abgelassen. Auch der Ölfilter wird ausgebaut. Danach baut man den Kupplungszug an dem Kupplungsdeckel ab und hängt diesen aus. Der Hebel am Deckel wird nach hinten gedreht.
Nachdem die Flüssigkeiten runter sind demontiert man die zwei/drei Schläuche an der Wasserpumpe. Das geht am besten mit einer Rohrzange, erst drehen dann kann man sie abziehen.
Als nächstes wird das Wasserpumpengehäuse demontiert und das Flügelrad demontiert.
Dann werden alle Schrauben des Kupplungsdeckels gelöst und man sollte sich merken, wo die Schrauben des Deckels und der Wasserpumpe saßen, dazu hab ich mir ein Stück Pappe genommen, da eine Skizze der Gehäuse draus gemalt und die Schrauben an die jeweilige Position gesteckt.
Der Kupplungsdeckel wird vorsichtig vom Block gelöst, ein Gummihammer kann das aushelfen. Es kann noch Öl austreten. Am unteren Teil findet ihr einen Sieb, diesen könnt ihr so entnehmen und sauber machen. Wenn ihr die KLR 600 Kupplung fahrt, muss die große Mutter an der Kurbelwelle gelöst werden und die Ölpumpe demontiert werden. Dazu biegt ihr das Sicherungsblech nach hinten und löst diese. Achtung, sie ist fest, seeeeeeeeeeehr fest. Ich hab einen sehr langen Hebel gebraucht.
Danach wird die Ölpumpe ausgebaut, die ist mit 3 Kreuzschrauben im Block montiert, die vierte hält die Pumpe lediglich zusammen. Man kann hier dann den Verschleiß der Ölpumpe begutachten. Dann kommt man an das Zahnrad, welches mit einem Stift auf der Welle sitzt. (Bis hier nur für KLR 600 Teile!)
Danach kann man anfangen die Kupplung zu zerlegen, indem man die 5 Schrauben gleichmäßig löst, die die Federn unter Spannung halten. Wenn die Federn entfernt sind, kann man die Druckplatte abnehmen. Dahinter sind die Kupplungsscheiben, die kann man auch so entnehmen.
Dann wird die Kupplungsnabe gelöst, die Mutter davon ist auch sehr fest, da nimmt man einer der beiden Kupplungshaltern, die oben verlinkt sind. Man kann natürlich mit dem "EBC"-Tool auch jetzt erst die Mutter der Kurbelwelle lösen.
Ist die Mutter lose, dann kann die Nabe und der Korb entfernt werden, achtet auch die Scheiben zwischen Mutter und Nabe und Nabe und Korb! im Korb oder auf der Welle befindet sich auch noch eine Hülse.
Jetzt macht ihr die Dichtfläche an eurem Gehäuse sauber, dafür wird kein metallischer Gegenstand benutzt! Das Gleiche macht ihr mit dem Wasserpumpendeckel und mit dem Kupplungsdeckel. Dann wird der Kupplungsdeckel vorbereitet und der Stopfen wird entfernt und durch den Simmerring ersetzt.
Jetzt gehts wieder zum Block: Oben links ist noch ein kleiner Stopfen, der muss entfernt werden, da kommt später die Kickerwelle rein. Danach baut ihr das Anschlagsplättchen an und macht die kurze Welle neben der Getriebewelle frei und montiert das Zwischenzahnrad mit den beiden Scheiben und sicher diesen wieder mit dem Segering
Jetzt wird die Kickerwelle montiert und die Feder im Gehäuse verhakt und es kann der Kupplungskorb mit der Hülse wieder montiert werden, (Bei KLR 600 Korb auch das neue Zahnrad!) Die Mutter für die Nabe wird mit 130Nm und die Mutter der Kurbelwelle mit 120Nm angezogen, das Sicherungsblech ist wieder umzubiegen! Auch hier ist der Kupplungsnabenhalter wieder hilfreich.
Danach wird die Kupplung zusammengebaut, Stahl- und Reibscheiben im Wechsel eingelegt und die Druckplatte mit den Federn wieder verschraubt. Die Schrauben bekommen 9,8Nm und werden gleichmäßig über Kreuz angezogen! Es kann auch wieder die Ölpumpe montiert werden. Achtet drauf, dass sie sauber und eingeölt ist! Jetzt eben alles einmal durchdrehen um zu sehen, ob alles freigängig läuft und nicht hakt
Jetzt kann der Deckel wieder zu, dazu die Papierdichtung beidseitig mit Dichtmasse oder einem Fett bestreichen, auflegen und den Deckel bündig an den Block auflegen und den Kupplungshebel durch eindrehen wieder einhaken.
Dann wird der Deckel verschraubt, dazu wieder die Schrauben aus der Pappe nehmen. Die Gehäuseschrauben bekommen 9,8Nm und es wird gleichmäßig angezogen. Jetzt den Kicker auf Freigängigkeit prüfen, er sollte ohne Widerstand in seine Ursprungsposition zurückgehen. Wasserpumpe wieder zusammenbauen, die Mutter auf dem Flügelrad bekommt 9,8Nm und Deckel mit einer Dichtung montieren, auch die Schrauben bekommen 9,8Nm.
Jetzt wird der Ölfilter samt Überdruckbolzen verbaut und der Deckel geschlossen. Schrauben bekommen 9,8Nm. Jetzt kann der Kupplungszug wieder eingehakt und verschraubt werden und die Kupplung wird nun erstmal unten, dann oben am Hebel passend eingestellt. Nu kann der Kickerhebel montiert werden, eine Markierung ist auf der Welle vorhanden, diese sollte mit dem Schlitzt des Hebel fluchten.
Auspuff wieder dran, Bremshebel und Fußraste montieren und sie ist fast fertig.
Jetzt noch den mit Japanstecker versehenden Bremslichtschalter am Hauptbremszylinder montiert und angeschlossen, Bremse entlüftet und nochmals alles durchgegangen.
Danach wurden alle Flüssigkeiten aufgefüllt. Dann schaut man, ob sie etwas inkontinent ist. Bei mir war es der Fall, verdammte Athena-Dichtungen...
Wenn alles trocken bleibt, lasst den Motor ohne Zündung drehen, damit sich das Öl verteilt und lasst sie dann an und hört auf Geräusche, die nicht gewollt sind.
Schaut auch immer, ob es nicht langsam anfängt zu lecken. Lasst die Wasserpumpe arbeiten und entlüftet euer System.
Lasst sie warmlaufen und schaut, ob euer Lüfter, falls vorhanden, anspringt und schaut bei warmen Öl wieder nach Inkontinenz.
Wenn immernoch alles trocken ist, macht eine Probefahrt. Falls ihr eine neue Kupplung verbaut habt, fahrt diese nach Herstellervorgaben ein.
Während der Probefahrt hört ihr auf ungewollte und unangenehme Geräusche aus dem Motorraum.
Nach der Probefahrt schaut ihr nochmals, ob der Motor schwitzt und behebt ggf den Fehler.
Dann probiert ihr den Kicker mal aus, aber eins sei gesagt: Es sind 650ccm! Zwar mit Auto-Deko durch das KACR, aber immernoch ein riesen Kolben, der da bewegt werden will!
Es kann sein, dass ihr sie nicht gleich angekickt bekommt, Übung macht den Meister. Video zum Ankicken könnt ihr bekommen, wenn die Nachfrage da ist. Es kann auch sein, wenn er gar nicht klappt, dass ihr eine CDI der KLR 600 braucht.
Da ich hier nur 30 Bilder zeigen darf, aber 100 geschossen habe, gebe ich euch meinen Link zu Google-Drive. Die Bilder sind nicht perfekt sortiert!
So, das war meine Erfahrung mit dem Kickerumbau. Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick zeigen, wie das ganze aussieht
Falls fragen und Anmerkungen vorhanden sind, bitte erwähnen, dann kann ich den Thread ggf noch abändern. Rechtschreibfehler und grammatische Fehler sind wahrscheinlich zu Hunderten vorhanden
Zu sehendes Zubehör aus den Bildern:
- Vergaser: Mikuni TMR 40
- Bremleitungen: HEL Stahlflex
- Schwinge: Alu-Schwinge der KLR 650 A mit 45mm Heckhöherlegung
- Auspuff: BSM Future Komplettanlage mit ABE
- Kupplung: TRW Stahl- und Reibscheiben mit Federn
- Reifen: Conti TrailAttack2
- Hebebühne: Noname Standart Hebebühne, hydraulisch
- Falls ihr noch was wissen wollt, schreibt